03.05.2025
Frauen in der IT: Ein Gespräch mit Tania Hüngsberg-Cengil

Tania Hüngsberg-Cengil, geboren 1967, kam über einen ungewöhnlichen Weg in die IT – nach einem Pädagogikstudium in den USA begann sie in Deutschland eine Ausbildung zur DV-Kauffrau im Familienunternehmen. Wir haben mit ihr gesprochen über ihre eigene Rolle als Frau in einer – leider immer noch - Männerbranche, und über Erfahrungen und Einschätzungen. Ihr Tipp an Frauen in der IT: Mut haben, nicht alles persönlich nehmen und Selbstvertrauen in die eigene Persönlichkeit bewahren.
Wie bist du zur IT gekommen?
Auf Umwegen – ich hatte in Amerika „Child Development“ ähnlich wie Pädagogik studiert und wollte mit Kindern arbeiten. Ich bin dann aber aus privaten Gründen im Alter von 24 Jahren wieder nach Deutschland gekommen. Mein Vater bot mir damals eine Stelle als erste Auszubildende bei Hüngsberg an, da er den Wert in der eigenen Ausbildung erkannt hatte. Ich sagte ihm unter einer Bedingung, wenn ich dann weitere junge Menschen ausbilden und die Personalverantwortung übernehmen darf, dann mache ich das.
Ich habe mich dann für die Ausbildung zur DV- oder Datenverarbeitungs-Kauffrau entschieden – den Faktor Mensch und Psyche kannte ich schon, aber das Thema IT war mir damals noch komplett fremd. Ich habe aber meine Freude daran gefunden, weil durch die IT diejenigen Aufgaben, die wenig Sinn stiften für den Menschen, z. B. stupides Abtippen von Daten in Systeme, durch Automatisierung ersetzt werden können. Ich habe die Ausbildung zur DV-Kauffrau übrigens mit einem Durchschnitt von 1,8 abgeschlossen.
Technik – auch eine Frauendomäne?
Definitiv auch eine Frauendomäne – warum sollten Frauen keine technischen Berufe ergreifen können? Es muss das Interesse dafür da sein und dann ist alles erlernbar. Frauen lassen sich da vielleicht viel zu oft von außen beeinflussen. Wir sind Zweiflerinnen und hinterfragen oftmals zu viel. Es gibt ja auch Schnittstellenberufe, die die technische und die „normale“ Welt zusammenbringen und da haben Frauen oftmals ein besseres Händchen. Mein Tipp an alle Frauen da draußen – wenn ihr Technik liebt – go for it!
Was sind für dich Schwerpunkte in einem technischen Beruf – wie siehst du das Thema Technik als Frau?
Da gibt es in meinen Augen grundlegend keine Schwerpunkte, denn es kann eine Leidenschaft für alles Technische auf allen Ebenen entstehen. Ich habe allerdings seltener weibliche Entwicklerinnen angetroffen und für mich wäre es auch nichts. Ich denke mal, das könnte mit unserem Drang zu kommunizieren zu tun haben und Entwickler sind in der Regel introvertierter.
Daher sehe ich uns Frauen sehr stark als Bindeglied zwischen der technischen und der normalen, emotionalen Welt – in der Beratung und Betreuung zum Kunden oder Geschäftspartner. Denn was ich bisher erlebt habe – Frauen sind einfach bessere Vermittler und besser organisiert!
Wir sind Zweiflerinnen und hinterfragen oftmals zu viel. Es gibt ja auch Schnittstellenberufe, die die technische und die „normale“ Welt zusammenbringen und da haben Frauen oftmals ein besseres Händchen. Mein Tipp an alle Frauen da draußen – wenn ihr Technik liebt – go for it!

Geschäftsführerin
Hüngsberg
Wie sind denn deine Erfahrungen im Austausch mit Kunden – wie wirst du als Frau wahrgenommen?
Das kann ich natürlich nur aus meiner Sicht beantworten. Damals vor knapp 25 Jahren, als ich als Service-Technikerin zum Kunden kam – Remote-Installationen waren damals noch nicht möglich – da waren die Kunden, in der Regel Männer, anfangs schon misstrauisch und haben dies auch kundgetan. So nach dem Motto, „Na wenn das mal gut geht mit der Installation“. Ich habe dann aber immer top abgeliefert und einen zufriedenen Kunden zurückgelassen. Oftmals hat der Kunde das dann auch noch lobend erwähnt. Das war aber auch immer mein Ziel – ich will kompetent sein, gut abliefern und einen zufriedenen Kunden zurücklassen! Heute tue ich mir leichter, da ich mir schon einen gewissen Status erarbeitet habe und von den Kunden, wieder in der Regel Männern, als EDI-Fachfrau und Geschäftsführerin akzeptiert und respektiert werde.
Hast du wichtige Tipps für Gründerinnen?
Ich habe ja nicht selber gegründet, habe aber schon viele Höhen und Tiefen erfahren dürfen, als Mitarbeiterin, als Vorgesetzte und als Geschäftsführerin bei Hüngsberg. Es gehört auf alle Fälle viel Mut und Verantwortungsbewusstsein dazu, ein Unternehmen zu gründen oder zu führen.
Aber ich habe einen generellen Tipp an uns Frauen – bitte nehmt nicht alles so persönlich! Kritikgespräche müssen manchmal sein und diese sollten sich auch immer nur auf der beruflichen und fachlichen Ebene bewegen. Ich stelle aber immer wieder fest, dass Frauen Dinge viel persönlicher nehmen – Männer hingegen sind viel objektiver und rationaler. Liebe Frauen-Kolleginnen, Ihr sollt jetzt nicht kalte, egoistische Menschen werden – aber bitte zweifelt nicht an eurer Persönlichkeit. Ihr seid OK, wie Ihr seid!